Schloss Neugebäude liegt in Simmering, im Südosten Wiens, nahe dem Zentralfriedhof. Wir machen am Ostermontag einen Spaziergang dort und tauchen in die Szenerie einer einst gewaltigen Renaissance-Anlage ein.
Von Kaiser Maximilian II. 1568 in Auftrag gegeben, dauerte die Bauzeit aber zu lange, als dass er es noch nutzen konnte: der Kaiser starb 1576, vor der endgültigen Fertigstellung. Der Entwurf stammt wahrscheinlich von Jacopo da Strada (siehe Tizians Porträt von ihm im KHM). Es war als Lustschloss zur Repräsentation und Selbstdarstellung und als Jagdstützpunkt angelegt. Auch das Lusthaus Prater diente als Jagdstützpunkt, während das viel ältere Schloss Kaiserebersdorf als Jagd-Wohnschloss genutzt wurde.
Die Aulandschaft muss im 16. Jahrhundert ein riesiges Jagdareal gewesen sein, vom Prater aus die Donauauen hinab. Die Lage an der Abbruchkante der eiszeitlichen Donau-Stadtterrasse war sicher bewusst gewählt – der Blick reichte von der Wiener Pforte im Nordwesten weit donauabwärts.
Zur Repräsentation scheute der Kaiser keine Kosten, auf Stichen sieht man noch die ambitionierte Anlage: vor dem Schloss lag ein großer ornamentaler Renaissancegarten, umgeben von einem riesigen ummauerten Obstgarten (heute großteils vom Areal um die Simmeringer Feuerhalle bedeckt), die unteren Terrassen zur Donau hin beherbergten ebenfalls einen ornamentalen Garten und einen Weiher. Springbrunnen (Bildhauer Alexander Colin) sollten die Gärten beleben. Daneben gab es einen Fasangarten und eine Menagerie. Der Kaiser ließ Novitäten wie türkische Tulpen, Rosskastanien oder persischen Flieder einführen, letzterer blühte 1576 zum ersten Mal in Europa. Beraten wurde der Kaiser von dem Botaniker Clusius.
In dem langgestreckten, schmalen Arkadengebäude (Belvedere) dazwischen sollte die kaiserliche Statuensammlung untergebracht werden.
Maximilian II. starb zu früh, sein Sohn Rudolf II. ließ einiges vollenden, aber residierte vorwiegend in Prag. (Als Kuriosum: eine Enkelin von Jacopo da Strada war eine seiner Mätressen.)
1597 wurden alle Bauarbeiten eingestellt, Hochwasser zerstörte bereits 1599 die unteren Terrassen. Ein Gewölbe im Schloss fiel ein. Im 17. und 18. Jahrhundert diente das Areal nur mehr der Tierhaltung, u.a. wurde 1736 die Menagerie von Prinz Eugen hierher überstellt (die 1752 in den Tiergarten Schönbrunn übersiedelte).
Die Plünderung durch Kuruzzeneinfälle trug zur weiteren Zerstörung bei. Maria Theresia, auf den Ausbau Schloss Schönbrunns fokussiert, ließ viele der dekorativen Fassadenteile abtragen und für die Gloriette verwenden (Doppelsäulen, Bukranien – Stierköpfe als Zierrelief). Die massiven Ecktürme dienten als Pulvermagazin, das Areal wurde dem k.k. Militärärar übergeben. Anfang 20. Jahrhundert wurde es von der Gemeinde Wien gekauft und zur Erweiterung des Zentralfriedhofs eingesetzt. Auf dem Gebiet der vorderen Terrasse baute Clemens Holzmeister 1922/23 die Feuerhalle und den Urnenhain.
Heute wird das Schloss zeitweilig für Veranstaltungen genutzt.
Das früheste Zeugnis von Schloss Neugebäude stammt von einem Gemälde von Lucas van Valckenbroch: „Kaiserlicher Waldspaziergang vor dem Schloss Neugebäude“, 1592. Weiters gibt es Stiche aus späterer Zeit (Matthäus Merian 1649, Johann Adam Delsenbach nach Fischer von Erlach, ca. 1720).

https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Donau
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Schloss_Neugebäude
https://magazin.wienmuseum.at/die-wechselvolle-geschichte-von-schloss-neugebaeude
https://www.wgm.wien.at/hydrogeologische-forschung/simmering/schloss-neugebaeude
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Neugebäude
https://www.wgm.wien.at/hydrogeologische-forschung/news/news-zu-donaukies
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Kaiserebersdorf