Namibia 2023, Teil 1

Wir fahren 2023 zum vierten Mal nach Namibia, nach 2008, 2011 und 2017. Diesmal sind wir im namibischen Winter untwerwegs, im August.

Wie gewohnt, organisiert Hans Soltau Auto und Unterkünfte und gibt uns noch einige Tipps.
Wir fahren diesmal im August, im namibischen Winter, und tatsächlich hat es die ersten Tage in der Früh nur wenige Grad über Null. Ein paar Tage vorher hat es sogar noch geschneit, Hans hat uns vorgewarnt. Tagsüber wird es jedoch schnell warm, und je weiter wir nach Norden kommen, desto mehr steigen die Temperaturen, wir haben mitteleuropäisches Sommerwetter.
Mit Ethiopean Air geht es über Addis Abeba nach Windhuk, der Hauptstadt Namibias.

Wir sind zu viert, Michaels Cousine und ihr Mann fahren mit, die zum ersten Mal in Namibia sind. Deshalb steuern wir die klassischen Höhepunkte an, die auch wir immer wieder gerne sehen (Namibwüste, Walvisbay mit den Robben, Twyfelfontein, Spitzkoppe, Etosha Nationalpark, Begegnungen mit San, Himba und anderen Ethnien). Wir möchten aber diesmal zusätzlich den Caprivistrip fahren, mit Chobe Nationalpark in Botswana und den Viktoriafällen in Simbabwe!

Windhuk

Wir starten in Windhuk und nehmen dort unser Auto in Empfang, einen 4×4 Landcruiser, sehr komfortabel für uns vier. Mit dem geht’s zum Hotel Heinitzburg, das am Rand der Innenstadt auf einem Hügel thront. Das Schlösschen wurde 1914 im altdeutschen Stil als Wohnsitz für Margarethe von Heinitz, der Verlobten des Grafen von Schwerin, gebaut und ist jetzt ein luxuriöses Hotel.

Von der Terrasse aus hat man einen schönen Blick auf die Stadt.

Windhuk hat 325.000 Einwohner und liegt 1.650m hoch. Es ist die Hauptstadt von Namibia, das erst 1990 Unabhängigkeit von Südafrika erreichte. Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum 1. Weltkrieg war es drei Jahrzehnte lang deutsche Kolonie als „Deutsch-Südwestafrika“.
Wir machen einen ausgiebigen Stadtbummel zu Fuß:
Zuerst kommen wir zur Christuskirche, die 1910 eingeweiht, im neoromanischen Stil erbaut ist. Sie liegt auf einem kleinen Hügel über der Stadt, neben der alten Veste, dem modernen Bau des Unabhängigkeitsmuseums und dem modernen Regierungsgebäude in einem Park. Wir bummeln über die lebhafte Independence Avenue und bewundern die auf einem kleinen Platz präsentierten Bruchstücke des Gibeon-Meteoriten.

Am nächsten Tag brechen wir zur Namib-Wüste auf, schon viele Kilometer vorher kann man sehen, wie der Wüstensand die Hänge des Naukluft-Gebirges hinaufgeweht wird. Wir wohnen im Hotel „Le Mirage“, das einem arabischen Wüstenschloss nachempfunden ist. An dem gepflegten Rasen davor tun sich Warzenschweine und Oryxantilopen gütlich, die auch wie die Zebras die Wasserstelle des Hotels frequentieren.

In die Namibwüste fahren wir dann am nächsten Tag hinein. Bei Sesriem geht eine gut gepflegte Asphaltstraße an den mächtigen, 100 – 200m hohen Sanddünen entlang 60 Kilometer nach Westen. Die Namibwüste gilt als älteste Wüste der Welt, wegen der untersten Schicht aus 20 Millionen Jahre alten verfestigten Sanddünen.

Am Endpunkt der Asphaltstraße steigen wir in den Shuttle zum Sossusvlei um, ab hier führt nur mehr eine tiefgründige Sandpiste weiter, die wir lieber nicht riskieren. Beim Sossusvlei versickert heutzutage der Tsauchabfluss, ca. 50 Kilometer vor der Meeresküste. Der Tsauchabfluss ist ein „Rivier“, wie die periodisch wasserführenden Flüsse in Namibia genannt werden. Das Deadvlei („tote Senke“) wurde vor einigen Hundert Jahren durch eine Düne vom Tsauchabzufluss abgeschnitten, die abgestorbenen Baumskelette sind bekannte Fotomotive aus Namibia. Trotz der vielen Touristen findet man aber leicht einsame Fotostandpunkte. Wir erklimmen auch eine der Dünen (nicht die über 300m hohe „Big Daddy). Am Kamm empfängt uns heftiger Wind, der uns den Sand wie ein Sandstrahlgebläse ins Gesicht bläst. Wir fotografieren sicherheitshalber nur mit dem Handy….
Der Sesriem („sechs Riemen“ tiefe) Canyon verdankt seine Entstehung ebenfalls dem Tsauchabfluss, der sich hier durch Konglomerate etwa 30m tief eingeschnitten hat.

Zurück im Hotel nehmen wir mit einem Sundowner am Feuer Abschied von der Namib.

Jetzt geht es nach Norden und an die Küste: über Solitaire und dem Kuisebpass mit seinen steilstehenden Schiefern erreichen wir Walvisbay am Atlantischen Ozean und 25 Kilometer weiter nördlich Swakopmund.
Swakopmund war unter der deutschen Kolonialherrschaft der wichtigste Hafen Südwestafrikas (der viel günstigere Naturhafen Walvisbay stand unter britischer Verwaltung). Heute sind die alten Gebäude aus der Kolonialzeit schön renoviert und säumen einladend die extra breiten Straßen.
Wieso die Straßen so breit sein mussten, wird eindrucksvoll im Museum demonstriert:
Der Transport Überland fand mit mächtigen Ochsengespannen statt, die auf der Straße auch wenden können mussten. Für schwierige Strecken wurden einem Planwagen bis zu 20 Ochsen vorgespannt!

Der Höhepunkt an der Küste ist aber die Robbenbegegnung an Bord von Motorbooten: Das Ganze begann vor einigen Jahrzehnten, als eine Robbe von Fischern von einem im Maul eingewachsenen Fischernetz befreit wurde und sie auch nach ihrer Genesung gerne die Fischerboote für eine Fischration aufsuchte. Das schauten sich andere Robben ab und heutzutage demonstrieren sie ihre Schwimm- und Springfertigkeiten gerne vor Publikum. Sie springen an Bord, robben durch das ganze Boot oder surfen spielerisch-mühelos im Kielwasser. Daneben besuchen uns auch Pelikane und wir sehen Heaviside Delfine, die nur hier im kühlen Benguelastrom vorkommen.

Für uns zum ersten Mal fahren wir den Welwitschia-Trail ab: Eine Strecke durch die Wüste, an der man besonders viele Welwitschias sehen kann. Die Welwitschia mirabilis ist ein lebendes Fossil, die ersten dieser Gattung wuchsen bereits vor 112 Millionen Jahren! Sie ist auch sonst eine Besonderheit: sie hat nur zwei Blätter, die immer weiter wachsen (so sie nicht von Tieren gefressen werden oder vom Wind zerfasert werden), sie kann in der Wüste überleben – da ihr Wurzelgeflecht sich bis zu 15 Meter im Radius ausbreitet und ihre Pfahlwurzel bis zu 3 Meter tief reicht, kann sie kleinste Wassermengen nutzen. Die berühmteste Einzelpflanze, am Ende des Trails, wird aufgrund ihrer Blattlänge auf 1.500 Jahre geschätzt! Sie ist deshalb auch durch einen Zaun geschützt.
Entdeckt wurde die Pflanze von dem österreichischen Botaniker Friedrich Welwitsch 1859.

Die Relikte der Dampflokomobile „Martin Luther“ zeugen von einem Versuch, mit einer Art dampfbetriebenem Raupenfahrzeug Materialtransporte von der Küste ins Landesinnere zu bewerkstelligen. Nicht einmal die 25 Kilometer von Walvisbay nach Swakopmund schaffte die Maschine (wegen ständigen Einsinkens in den Wüstensand und hohem Wasserverbrauch), sodass sie an ihrem letzten Standort einfach stehenblieb: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Amen.“ In einem winzigen ihr gewidmeten Museum steht ein Nachbau:

Die Pontokberge mit der Spitzkoppe sind für mich (Rosmarie) der landschaftliche Höhepunkt Namibias: die von der Erosion abgerundeten Granitfelsen leuchten je nach Sonnenstand hell- bis tiefockerbraun und bilden aus jeder Blickrichtung interessante Formationen. Die Spitzkoppenlodge liegt am Fuße der Pontokberge, die weit auseinanderliegenden Chalets sind traumhaft in die Felsen eingebettet.
Der Aufstieg ins „bushmens paradise“ ist für uns ein Fixpunkt dort: eine Hochfläche, begrünt, eine gute Übersicht über das Jagdwild der Umgebung bietend mit einem Felsüberhang zum Schutz. Dort finden sich auch Felsmalereien. Heute leben nicht San (bushmen), sondern Damara in dieser Gegend. Man darf nur mit einem Guide hinauf.

Auf der Weiterfahrt bleiben wir bei einem Himbadorf am Straßenrand stehen. Die Himba leben normalerweise viel weiter im Norden, im Kaokoveld, diese hier sind aber vor der schon jahrelangen Trockenheit dort nach Süden geflüchtet. Die hier ansässigen Damara haben ihnen einen Platz für ihre Hütten zur Verfügung gestellt, aber kein Weidegebiet für ihre traditionellen Viehherden, sodass sie ihren Lebensunterhalt anderweitig suchen müssen.
Die Frauen leben nach traditioneller Weise und erklären uns auch das Ritual der Verwendung der Ockerbutter fürs Zusammendrehen der Haare und für die Körperreinigung und als Sonnenschutz. Die Frau in Hererotracht hat einen Herero geheiratet und passt sich mit ihrer Kleidung an (die in von Missionaren propagierter viktorianischer Kleidung ihren Ursprung hat).

Twyfelfontein ist eine weitere Ritualstelle der frühen Bewohner: Felsgravuren (Petroglyphen), die wahrscheinlich von den Jägern und Sammlern zur Beschwörung von Jagderfolgen geschaffen wurden, aber auch als eine Art Landkarte, wo etwa Wasserstellen zu finden sind. In einem felsigen Hügelzug sind Tausende Gravuren, meist Tiere, eingeritzt, man kann aber nur einen kleinen Teil besichtigen, braucht auch einen Guide. Berühmt ist der „fünfzehige“ Löwe, der heutzutage als Schamane im Löwenkostüm interpretiert wird.

Auch das luxuriöse Mowani Mountain Camp ist herrlich in den Felsen gelegen.

Weiter geht es mit aufregenden Tiersafaris.

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