Die Seidenstraße
Die Seidenstraße war kein einzelner Weg, sondern ein komplexes Netzwerk von Handelswegen, das über Jahrtausende hinweg den Osten mit dem Westen verband. Sie erstreckte sich von China über Zentralasien, den Nahen Osten bis nach Europa. Die Anfänge liegen in der Zeit der chineischen Han-Dynastie, etwa 200 v.Chr., die Blütezeit endete mit der Entdeckung und dem Aufschwung des Seeweges nach Indien, im 16. Jahrhundert.
Die drei Städte Chiwa, Buchara und Samarkand gelten als die zentralasiatischen Handelszentren der Seidenstraße. Sie waren auch jeweils Sitz eines Khans, eines lokalen Königs.
Heutzutage sind sie die Touristenhotspots von Usbekistan.
Chiwa
Chiwa liegt in der Kyzylkum-Wüste und ist eine der ältesten Städte Zentralasiens. Die Stadt verdankt ihre Existenz dem Amudarja-Fluss, der die umliegenden Wüstenregionen bewässert. In der Stadt trifft man auf zahlreiche Moscheen, Medresen, Minarette und zwei ausgedehnte Herrschersitze. Einige der bekanntesten Bauwerke sind das Islam-Khoja-Minarett, die Freitags-Moschee und der überaus prunkvolle Tosh Hauli, der Palast des Khan. Von der Zitadelle aus überblickt man die Stadtmauer und die Altstadt. Ein Pilgerziel ist das Mausoleum des Heiligen Pahlawan Mahmud, einem Sufisten aus dem 14. Jahrhundert.
Der historische Stadtkern von Chiwa, Ichan Kala, ist zur Gänze von einer Stadtmauer umgeben.
Das Kalta Minor („Kleines Minarett“), sollte ursprünglich das höchste Minarett der islamischen Welt werden, nur leider starb der beauftragende Kahn 1855 noch vor Vollendung des Bauwerks, sodass es statt der geplanten 70 Meter nur 28 Meter hoch ist. Der Kegelstumpf ist aber trotzdem im Stadtbild dominierend.
Wir wohnen in einem kleinen Hotel außerhalb der Altstadt, in einem typischen Wohnviertel mit eingeschoßigen Häusern und dem Taptschan, der Essplattform vor der Haustür.
Buchara
Auch Bucharas Geschichte reicht über 2500 Jahre zurück. Die Blütezeit erreichte Buchara mit der Herrschaft der persischen Samaniden, die im Jahr 865 an die Macht kamen und Buchara zur Hauptstadt eines mächtigen Reiches machten – ein Zentrum von Handel und Handwerk sowie Gelehrsamkeit. Gelehrte wie Ibn Sina (Avicenna) oder Imam al Buchari waren bis weit in den Westen hinein bekannt.
Neben Medresen, Moscheen und Minaretten sind in Buchara noch einige Zeugen der Bedeutung als Handelszentrum zu sehen: Kreuzkuppelbasare, Karawansereien und „Tims“, Warenlager. Die großräumige Burg, der „Ark“ von Buchara, wurde 1920 von den Bolschewiken bombardiert und nur zum Teil wieder aufgebaut, das Meiste ist ein Trümmerhaufen.
Der Poi Kalon Platz ist das Herzstück der Altstadt und wird von der Kalon-Moschee, dem Kalon-Minarett und der Mir-i-Arab-Medrese dominiert. Mir-i-Arab ist bis in die heutige Zeit eine bedeutende islamische Hochschule.
Der Lyabi-Hauz Platz mit seinem großen Becken, an dem eine Chanaka (Pilgerherberge) und gegenüber eine Karawanserei steht, wurde vom Großwesir Nodir Devon Begi im 17. Jahrhundert erbaut. Die Medrese dazwischen ist 50 Jahre älter und war in der Sowjetzeit in ein Hotel für Baumwollarbeiterinnen und -arbeiter umgewandelt worden (einschlägige Fresken zeugen davon). Jetzt dient es als Touristenbasar. Auf dem Platz steht auch eine Statue von Hodscha Nasreddin, einem türkisch-persischen Spaßmacher.
Samarkand
Samarkand ist die größte der Seidenstraßenstädte und ihre prächtigen Bauten trugen und tragen noch immer zu seinem legänderen Ruf bei.
Unter der Herrschaft von Amir Timur (Tamerlan) erlebte die Stadt ihre Blütezeit und wurde zu einer der prächtigsten Städte der Welt.
Der Registan („sandiger Platz“) ist das Herz der Stadt. Unter der Herrschaft von Timur und seinen Nachfolgern wurde der Registan zu einem Zentrum des Wissens und der Kultur. Ulug Beg, Timurs Enkel, ließ im 15. Jahrhundert die erste der drei berühmten Medresen errichten, die den Platz umgeben. Die anderen beiden, die Medrese Sher-Dor und die Medrese Tilya-Kari, folgten im 17. Jahrhundert. Diese majestätischen Gebäude mit ihren kunstvollen Fliesen und Kuppeln zeugen von der Blütezeit des Timuridenreiches und sind bis heute ein Symbol für die reiche Geschichte Usbekistans. Der Registan war nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein Schauplatz für feierliche Zeremonien, Märkte und politische Versammlungen. Abends finden dort vielfärbige Lichtershows statt, die den Platz noch märchenhafter erscheinen lassen.
Das Mausoleum Amir Timurs wird von der prächtigen Kuppel dominiert. Der Raum mit den Grabsteinen ist vollständig mit Gold ausgestattet.
Die dritte herausragende Sehenswürdigkeit Samarkands ist die Nekropole Shohizinda,. Beim Durchwandern der vielen mit Fliesen geschmückten Mausoleen kommt man aus dem Stauen über die Vielfalt der Muster und Ornamente nicht hinaus.
Ulug Beg, der Enkel Tamerlans, war mehr an der Wissenschaft als an der Herrschschaft interessiert und gründete ein Observatorium, das damals im 15. Jahrhundert schon die Schiefe der Ekliptik und das Sternenjahr erstaunlich genau berechnen konnte. Von ihm stammt auch die Ulug Beg Medrese am Registan.
Unter den Trümmern von Afrasiab (des alten Samarkand) wurde ein Raum mit Fresken ausgegraben, die anschaulich das Hofleben im 8. / 9. Jahrhundert zeigen und die im Stadtmuseum zu besichtigen sind.